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Vom achtsamen Umgang mit Hunden

 

Von Achtsamkeit hört und liest man heute sehr oft. Manche finden den Begriff vielleicht schon abgenützt. Aber wissen wir eigentlich, was er tatsächlich bedeutet. Achtsamkeit meint eine ganz besondere Form der Aufmerksamkeit. Hier geht es nicht nur darum, etwas zu bemerken, sprich darauf aufmerksam zu werden, sondern es geht darum in dieser Wahrnehmung bewusst zu sein und wertfrei zu bleiben. Zu philosophisch? Und was hat das überhaupt mit Hunden zu tun?

 

Noch aufmerksam oder schon achtsam?

 

Na, eine ganze Menge wie ich meine. Denn ein achtsamer Umgang mit meinem Hund, bedeutet für mich, dass ich ganz im Moment bin, wenn ich mit meinem Hund interagiere. Dass ich mich auf meinen Hund und seine Bedürfnisse einlasse. In unserem hektischen Alltag sind wir oft gar nicht in der Lage, uns auf andere Lebewesen, seien es Menschen oder Tiere, bewusst einzulassen. Viel zu oft sind wir gedanklich ganz woanders. Hetzen von Termin zu Termin, planen das kommende Wochenende oder gehen die aktuelle Einkaufsliste durch. Wenn es nicht unsere Gedanken sind, die uns in Beschlag nehmen, dann fordert häufig das Smartphone unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Jeder kennt sicher die Momente, in denen der Hund Kontakt sucht und sich nach Streicheleinheiten sehnt. Versunken im Facebook-Feed tätscheln wir unserem Hund nur achtlos den Kopf.  So beschäftigt waren wir mit Wischen und Tippen, dass uns erst nach einigen Minuten auffällt, dass unser Vierbeiner sich wieder zurückgezogen hat…

 

Nein, das ist kein Appell, Hunden immer und überall unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen! Das ist weder machbar, noch sinnvoll. Vielmehr geht es mir darum Bewusstsein für die wertvollen Momente im Zusammenleben mit unseren Hunden zu schaffen. So ein Hundeleben ist kurz und geht – vor allem rückblickend – viel zu schnell vorbei.

Wenn wir uns in Achtsamkeit üben bemerken wir Dinge, die uns früher vielleicht entgangen sind. Es mögen scheinbar Kleinigkeiten sein, die wir bemerken, aber sie haben große Auswirkungen. Der Hund weicht ein kleines Stück zurück, wenn wir uns zu hektisch über ihn beugen und wir nehmen uns vor, das nächste Mal vorsichtiger zu sein. Oder unser Hund wirft uns einen erwartungsvollen Blick zu, als wir zur Leine greifen und wir antworten, indem wir ihm freundlich zuzwinkern. Es mögen Nebensächlichkeiten für uns sein, aber sie definieren nun mal die Beziehung zu unserem Hund. Für unsere Fellnasen macht es einen großen Unterschied, ob wir uns rücksichtsvoll verhalten oder eben nicht. Dadurch definieren wir uns nämlich als verlässlicher Sozialpartner, oder eben nicht.

 

Einlassen auf den Moment

 

Vielleicht sind wir bereits aufmerksam, aber unsere Werturteile stehen uns noch im Weg. Was das wieder mit Achtsamkeit zu tun hat? Achtsamkeit bedeutet im gegenwärtigen Moment bewusst zu sein, die eigene Wertung hintanzustellen und die Situation einfach nur wahrzunehmen. Dadurch können wir die Persönlichkeit unseres Hundes (neu) entdecken. Nehmen wir als Beispiel eine alltägliche Situation beim gemeinsamen Spaziergang.
Der vorbildliche Hundehalter hat das Smartphone in der Jackentasche und nicht in der Hand. Er gibt seinem Hund außerdem Zeit ausführlich an einer urinbesprenkelten Baumrinde zu schnüffeln. Ist man nun aufmerksam, aber nicht achtsam, kann folgendes passieren:

Man bemerkt, dass der Vierbeiner ganz vertieft in den Geruch ist und vielleicht neugierig den Baum umrundet. Die eigenen Gedanken werden immer lauter und wir schweifen ab. Plötzlich sind wir im Geiste nicht mehr bei unserem Hund und dem Baum, sondern bei unserem letzten Streit mit unserem Chef. Negative Gefühle kommen hoch und unsere gute Laune ist futsch. Genervt ziehen wir den Hund nun von seinem Objekt der Begierde weg. „Genug geschnüffelt“, murmeln wir vielleicht noch mürrisch.
Zählt man nun schon zu den wahrlich achtsamen Hundehaltern, gelingt es einem vermutlich die Gedanken zum Schweigen zu bringen. Man kann sich ganz auf den Moment einlassen und die Situation als das wahrnehmen was sie ist: Wir stehen neben unserem Hund, der an einem Baum schnüffelt. Kein Chef in der Nähe. Keine schlechte Stimmung. Kein Grund genervt zu sein und die miese Laune am Hund auszulassen. Und es kommt noch besser! Wir sind damit in der Lage zu bemerken wie hingebungsvoll unser Vierbeiner seine Nase an die Rinde drückt. Wie konzentriert er den Geruch zu analysieren scheint und wie sich sein Körper dabei leicht anspannt. Da Hunde ohnehin immer im Hier und Jetzt leben, wird der Vierbeiner sehr wohl bemerken, dass der Mensch mit seiner Aufmerksam ebenfalls ganz in der Situation ist. Offenbar ist es dem Zweibeiner also auch wichtig! Toll, eine Gemeinsamkeit: Hund UND Mensch interessieren sich für spannende Düfte. Was für ein Team!

 

 

Gelingt uns so ein achtsames Verhalten immer und überall? Nein, das wage ich zu bezweifeln. Also, zumindest was mich betrifft. Dazu ist der Alltag doch zu oft zu stressig und die eigenen Gedanken zu übermächtig. Aber, was nicht ist kann ja noch werden! Schließlich ist kein Meister je vom Himmel gefallen und man mutiert auch nicht über Nacht zum Zen Buddhisten. Jedoch ist es möglich, sich an das bewusste Innehalten zu erinnern. Aufmerksamkeit kann man trainieren, Achtsamkeit kann man üben. Es kann auch helfen, täglich fixe Zeiten für den Hund einzuplanen. Oder man steht zwanzig Minuten früher auf, um dem Vierbeiner einen ausgiebigeren Morgenspaziergang zu gönnen. Wo ein Will ist, da ist ein Weg. Und wo Achtsamkeit ist, da ist auch ein Leuchten in den Hundeaugen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Kuno (Dienstag, 01 Mai 2018 19:58)

    Toller Beitrag, ein wirklich mächtiges Thema. Mehr von Achtsamkeit sollte nicht nur in der Tier.- sondern auch in der Pflanzen.- und der Menschenwelt Anwendung finden.
    Wie im Beitrag erwähnt, kommt es meiner Meinung nach auf das eigene Einlassen und vielleicht Zurücknehmen an. Ich habe erstaunlich viel durch meine fünfjährige Border Collie Hündin Nelly gelernt. War es anfangs noch das Unverständnis meinerseits, meine Sprache einer geeignete Form des Verstehens meiner Hündin darzustellen, so wurde es durch mein Beobachten, Spüren, Warten und auf die kleinen Dinge zu achten, immer besser. Ich habe mir Zeit bewusst Zeit genommen. Ich denke das war für mich ein wichtiger Schritt, versuchte mich von den für mich so gewohnten. erwarteten Reaktionszeiten von „sprechen/ anordnen“ und Feedbacks zu bekommen, zu verabschieden. Ich habe mir Zeit gelassen und alle meine Sinne verwendet, Alles was von Nelly kam „aufzunehmen“. Darauf passierte etwas mit mir und mit Nelly. Ich hatte plötzlich das Gefühl wir beide haben uns auf eine harmonische Weise eingeschwungen und damit auch plötzlich verstanden. Ich hörte auf sie, sie reagierte auf mich.Für mich war es ein weiterer Schritt, eine andere Welt besser verstehen und damit mit meiner Nelly intensiver kommunizieren zu können.
    Kann den Beitrag also nur voll inhaltlich bestätigen und Allen nur Mut zu machen auf diese Art und Weise achtsam zu kommunizieren und damit in die Welt des Tieres einzutauchen und besser zu verstehen.